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    Olaf Pokorny Montag, 25. März 2019, 13:12 Uhr │ Lübecks Gänge und Höfe
    (zuletzt geändert am 13. Dezember 2022, 8:31 Uhr)

    Lembkes Gang · Broschmanns Gang · Lübeck · Gänge und Höfe · Stadtrundgang · Jakobi Quartier · Wakenitzmauer · Torwege · Kleins Gang · Homanns Gang · Hartogs Thorweg

    Als letzte Station im Areal zwischen Glocken­gießer­straße und Wakenitz­mauer werfen wir heute noch einen Blick in Hartogs Thorweg, Wakenitz­mauer 170. Kein Schild über dem Ein­gang, moderne Häuser im Innen­hof und laut Archiv der Hanse­stadt Lübeck eigentlich nicht mehr vorhanden, haben meine Recherchen zu diesem Gang doch einige interes­sante Dinge ans Tages­licht gefördert…

    Stadtplan: Lübeck, Wakenitzmauer 170

    Lübeck, Wakenitz­mauer 170
    Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL.

    Auf der Suche nach Informa­tionen zur Geschichte von Hartogs Thorweg, habe ich in meinen üblichen Quellen nur sehr dürftige Hin­weise gefunden. Im Verzeichnis des Archivs der Hanse­stadt Lübeck, Bau- und Architektur­geschichte, Stadt­entwicklung in Lübeck, findet sich für die Wakenitz­mauer 170 lediglich der Name „Hartogs Thorweg“ mit dem Vermerk, dass dieser nicht mehr existiert sowie ein Verweis auf Band 5 von Rainer Andresens „Geschichte der Wohn­gänge“ [1]. Dieser wiederum berichtet, dass der Gang wohl erst gegen Ende des 19. Jahr­hunderts angelegt worden sei, jedoch fehle er in diversen Stadt­plänen aus jenen Tagen und auch in den Adress­büchern sei er nicht zu finden [2]. Mittlerweile hege ich an dieser Theorie einige Zweifel, doch der Reihe nach:

    Nach dem Ende der franzö­sischen Herr­schaft über Lübeck (1806/1811 bis 1813) [3] wurde 1820 die Numme­rierung der Häuser wieder einmal geändert [4]. Während die Franzosen die Häuser jeder einzelnen Straße bei Nr. 1 beginnend durch­numme­rierten und erstmals auch Neben­gebäude und Gänge spezielle Nummern erhielten, kehrte man nun im Prinzip wieder zur alten, 1796 einge­führten, quartiers­bezogenen Numme­rierung zurück. Eigen­ständige Neben­gebäude sowie Gänge und Höfe bekamen nun aber auch eigene Nummern und wurden entsprechend in die Adress­bücher aufge­nommen. Aufgrund dieser Änderungen stimmten allerdings in den wenigsten Fällen die alten Haus­nummern von 1796 noch mit denen von 1820 überein. Erst 1884 wurde das noch heute gültige System der straßen­bezogenen Numme­rierung einge­führt, das sich wiederum am franzö­sischen System von 1812 orientiert.

    Foto: Hartogs Thorweg, Wakenitzmauer 170

    Hartogs Thorweg, Wakenitz­mauer 170
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Im Lübeckischen Adress­buch von 1821 ist eine Straße mit dem Namen „Wakenitz­mauer“ nicht zu finden, wohl aber die Straße „An der Mauer“ bzw. „Bey der Mauer“, die zu dieser Zeit nicht nur von der Mühlen­brücke bis zur Fleisch­hauer­straße reichte. Sie ging wenigstens weiter bis zur Kleinen Gröpel­grube, wenn nicht sogar bis zur Kaiserstraße, wobei der letzte Teil, kurz vor der Kaiser­straße, damals wohl „Bei der Schaf­ferey“ hieß. Am unteren Ende der Hunde­straße war die „Mauer“ nur von einem kurzen Stück namens „Sack“ unter­brochen. Im „Grund­riss der Freien Stadt Lübeck“ von H. L. Behrens aus dem Jahr 1824/1840 [5] ist dies gut zu erkennen, genau wie zwei Gänge in dieser Straße im Abschnitt zwischen Hunde­straße und Glocken­gießer­straße. Rainer Andresen schreibt, dass Hartogs Thorweg „auf dem Plan von Behrens aus dem Jahre 1824“ fehlt, also wurde er möglicher­weise erst bei der Berichti­gung dieser Karte 1840 eingefügt. Wie bei den meisten Gängen, wurden aller­dings nur die Haus­nummern angegeben, keine Namen. Im besagten Adress­buch von 1821 ist jedoch zu lesen, dass der Gang in Nr. 199 „Homanns Gang“ hieß, der in Nr. 205 „Lembke’s Gang“ [6]. Diese Haus­nummern entsprechen den heutigen Adressen Wakenitz­mauer 180 (Homanns Gang) und 170 (Hartogs Thorweg).

    Foto: Hartogs Thorweg, Wakenitzmauer 170

    Hartogs Thorweg, Wakenitz­mauer 170
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Wer dem Gang in Nr. 205 seinen damaligen Namen gegeben hat, geht daraus leider nicht hervor. Der Name Lembke findet sich nicht gerade selten in den Geschichts- und Adress­büchern. Von 1794 bis 1799 hieß z. B. der Lübecker Bürger­meister Gabriel Christian Lembke (auch erwähnt im „Lübeckischen Adress­buch für das Jahr 1798“ [7]) und es gab u. a. noch einen Sekretär und Regis­trator namens Christian Heinrich Lembke, einen „Diaconus zu St. Marien“ mit Namen Gabriel Lembke, einen „Nieder­gerichts-Procu­rator“ namens Paul Christian Nicolaus Lembke sowie einen „Med. Dr. und Physicus“, der auf den Namen Hans Bernhard Ludwig Lembke hörte.

    In den nach­folgenden Adress­büchern von 1824, 1826 und 1828 heißt der Gang in Nr. 205 weiterhin Lembke’s Gang, doch im „Lübeckischen Adress-Buch 1830“ findet sich an dieser Stelle ein neuer Name: „Brosch­manns Gang“ [8]. Einen Bewohner mit diesem Namen gibt es zwar nicht, auf S. 103 wird aber der Maler­meister Hermann Diedrich Jacob Brosch­mann erwähnt, der in der Glocken­gießer­straße 215 wohnt. Hinter Haus­nummer 217 befand sich damals Graths Gang, heute Glocken­gießer­straße 70. Ein Zusammen­hang ist aufgrund der räum­lichen Nähe also nicht ausge­schlossen.

    Foto: Hartogs Thorweg, Wakenitzmauer 170

    Hartogs Thorweg, Wakenitz­mauer 170
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Doch damit nicht genug! Ab dem Adress­buch von 1854 heißt der Gang „Kleins Gang“, so wie der­jenige in der heutigen Wakenitz­mauer 164. Vielleicht ein Indiz für eine schon damals bestehende enge Verbindung der Gänge dieses Areals? Der Name „Klein“ taucht in diesem Adress­buch sehr häufig auf, besonders interes­sant ist aber ein Maler­meister namens Volkert Cornelius Klein, der in der unteren Glocken­gießer­straße 215 wohnt – genau wie 1830 Hermann Diedrich Jacob Brosch­mann! Man sagt ja, es gibt keine Zufälle…

    NACHTRAG: Wie mir scheint, gibt es hier einiges an Unstimmig­keiten, was die Benen­nung der Gänge und der zuge­hörigen Haus­nummern angeht. Von der Lage im Stadt­plan aus dem Jahr 1824/1840 her, würde dieser Gang tat­sächlich eher zu Kleins Gang in der heutigen Wakenitz­mauer 164 passen, die Benen­nung in den Adress­büchern bezieht sich jedoch ziem­lich ein­deutig auf die heutige Nr. 170, wie wir gleich noch sehen werden. Ob dies alles mit den Umbauten durch und nach dem Weg­zug der Maschinen­fabrik Baader zusammen­hängt oder ob es doch noch ganz andere Gründe hat, ist viel­leicht ein interes­santes Forschungs­thema für die Historiker.

    Für gut 30 Jahre, bis zum Adress­buch aus dem Jahr 1884, blieb der Name „Kleins Gang“ erhalten. Mit der neuen Numme­rierung der Häuser änderte sich auch der Straßen­name, sodass dieser Gang im Adress­buch von 1886 erstmals unter „Wakenitz­mauer“ Nr. 170 aufge­führt wird, jetzt aller­dings ohne einen Namen [9]. Erst im Adress­buch von 1896 taucht der Name „Hartogs Thorweg“ zum ersten mal auf [10]. Wie er zu diesem Namen kam, ist leider nicht ersichtlich. Meine erste Vermutung war, dass mit „Hartog“ vielleicht „Herzog“ gemeint sein könnte (die Harten­grube hieß um 1379 „Hartogen­grove“), jedoch findet sich im besagten Adress­buch auf Seite 151 auch ein gewisser Friedrich Johann Christian Hartog, ein Kauf­mann, der seine Firma „F. Hartog“ in der Großen Burg­straße 36 führte und somit als Kandidat für eine Namens­gebung durchaus infrage kommt.

    Rainer Andresens Aus­führungen zufolge, muss das guss­eiserne Namens­schild über dem Eingang Mitte der 1980er Jahre noch existiert haben. Es soll nach 1885 gegossen worden sein, was zeitlich gut zur Umbe­nennung von Straße und Gang passt. Jetzt fragt sich nur noch, wann und wohin es verschwunden ist? Die für einen Gang vergleichs­weise großen und modernen Häuser, die heute im Innen­hof stehen, könnten ein Grund dafür sein, dass man diesen Gang nicht mehr zu den klassischen Alt­stadt­gängen zählt. Ob er etwa zeit­gleich mit den anderen Gängen dieses Areals im 16. Jahr­hundert angelegt wurde, lässt sich anhand der mir vorlie­genden Quellen nicht sagen.

    NACHTRAG 2: Nachdem ich die Adressbücher der Jahre 1807 bis 1957 durchgeblättert habe, ist doch einiges klarer geworden, was die Benennung der Gänge und die Nummerierung der Häuser angeht. Die Ergebnisse meiner Recherchen habe ich im Artikel „Homanns Gang oder: Der Gang der umzog…“ zusammengefasst.


    Literatur

    Archiv der Hanse­stadt Lübeck, Bau- und Architektur­geschichte, Stadt­entwicklung in Lübeck:

    [1] Dokument AW.02: Wakenitz­mauer 1‑206

    [2] Lübeck, Das alte Stadt­bild, Geschichte der Wohn­gänge, Band 5, An der Mauer bis Wakenitz­mauer; Rainer Andresen, Lübeck 1985; S. 163

    [3] Wikipedia: Lübecker Franzosen­zeit

    [4] Wikipedia: Lübecker Hausnummern

    [5] Wikimedia Commons: Grundriss der Freien Stadt Lübeck, aufgenommen von H. L. Behrens im Jahre 1824, berichtigt 1840

    [6] Lübeckisches Adreßbuch. 1821. G. C. Schmidt, Rathsbuchdrucker, Lübeck, S. 393

    [7] Lübeckisches Adress­buch nebst Lokal-Notizen und topographischen Nachrichten für das Jahr 1798. G. F. J. Römhild, Lübeck, S. 9

    [8] Lübeckisches Adreß-Buch 1830. G. C. Schmidt, Rathsbuchdrucker, Lübeck, S. 402

    [9] Lübeckisches Adreßbuch für 1886, Max Schmidt, Lübeck, S. 440

    [10] Lübeckisches Adreßbuch für 1896, Max Schmidt, Lübeck, S. 624

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