Lödings Hof
Kurz vor dem Jahreswechsel geht es endlich weiter mit der Gänge-und-Höfe-Tour durch die Lübecker Altstadt. Wieder auf der anderen Seite der Glockengießerstraße, nur zwei Häuser neben Schmütz‘ Gang, liegt Lödings Hof. Im Gegensatz zu Schwolls Thorweg, muss man sich in diesen Hof durch einen sehr schmalen und langen Gang regelrecht hineinzwängen. Dazu kommt, dass das Gewächs rechts neben dem Eingang von Zeit zu Zeit recht üppige Ausmaße annimmt, sodass Schild und Eingang dahinter fast verschwinden und man den Hof beim Vorbeilaufen glatt übersehen könnte. Das wäre allerdings sehr bedauerlich, denn nicht nur optisch, nein auch historisch hat dieser Hof einiges zu bieten.
Seinen heutigen Namen erhielt der Hof erst nach 1810 durch den Branntweinbrenner Gottlieb Heinrich Löding [1]. Das „Lübeckische Adreß-Buch auf das Jahr 1811“ kennt ihn allerdings unter dem Namen „Gottlob Hinrich Löding“ unter der Adresse Glockengießerstraße 324 [2]. Diese Hausnummer stammt noch aus der Zeit ab 1796 vor der französischen Besatzung. Bei Prof. Lütgendorff wird für diesen Hof die Hausnummer 366 erwähnt, was der Nummerierung nach 1820, der Zeit nach der Besatzung, entspricht.
Einer der ältesten Datierungen zufolge, musste der Schuster Valentin Schröder im Jahr 1538 das Querhaus an der Straße sowie einige Buden im Hof aufgrund von Schulden den Vorstehern des Pockenhofes überlassen [1]. Was diese mit dem Anwesen unternommen haben, ist nicht überliefert. 1542 ist allerdings von einer „wosten Stede“ die Rede, sodass Prof. Lütgendorff vermutet, dass Haus und Hof in der Zwischenzeit abgebrannt sind. In jenem Jahr hat der Rat der Stadt den „wüsten Platz nach Vorschrift und Gesetz“ eingezogen, da der letzte Eigentümer dem Befehl zum Wiederaufbau nicht nachgekommen war. Verkauft wurde er an Claus Stakeleth, der zunächst das Vorderhaus und eine Bude wieder aufbauen ließ. Sein Nachfolger, der Schustermeister Rieckmann, ließ auf dem großen Areal gleich 12 Buden errichten und gab dem Hof seinen ersten überlieferten Namen: „Rieckmanns Gang“. Da er die Baukosten nicht allein aufbringen konnte, lieh er sich Geld vom Ratsherren Johann Stalhodt und vermutlich, weil er gleichzeitig auch noch andere Grundstücke erwarb, wuchsen ihm die Lasten bald über den Kopf. Ein Erbe von Stalhodt forderte daher 1575 sein Pfandrecht ein und bekam den Gang vom Gericht zugesprochen, verkaufte ihn aber gleich weiter an Jakob Tießen.
1602 verkaufte die Witwe von Jakob Tießen, Elsabe, den Gang an Hans Kruse, der ihn in „Kruses Hof“ umbenannte [3]. Zu Kruses Hof in der Hartengrube besteht allerdings keine Beziehung. 1624 verkaufte Hans Kruse den Hof an Hinrich Meyer. Dieser bepflanzte den großen Rasenplatz in der Mitte des Hofes und wollte einige Buden erneuern. Er starb aber schon 1632, sodass der Ausbau nicht mehr erfolgte, denn seine Frau und seine Kinder verfügten nach der Erbteilung nur noch über Bruchteile des väterlichen Vermögens [1].
Bis 1687 wurde er weiterhin unter dem Namen „Kruses Hof“ geführt, erst ab 1740 hieß er „Klodts Hof“ und ab 1800 „Brockmöllers Hof“ [3]. Um einen Stiftshof, wie bei den meisten anderen Lübecker Höfen, hat es sich hier nie gehandelt. Der Name ist wohl eher dem großzügigen, hellen und offenen Innenhof zu verdanken.
Ab 1862 wurden die Gangbuden vom Rest des Löding-Besitzes getrennt und neu taxiert, teilweise neu- oder umgebaut. Erst 1982 gingen alle Buden in Einzeleigentum über [4].
[1] Lübeck zur Zeit unserer Großeltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge; Prof. W. L. von Lütgendorff, Lübeck 1936; S. 102 f
[2] Lübeckisches Addreß-Buch auf das Jahr 1811, G. F. J. Römhild, Lübeck, S. 143
[3] Roswitha Ahrens, Karl-Ernst Sinner: Warum der Kohlmarkt „Kohlmarkt“ heißt, 1.826 Lübecker Gänge & Höfe – ihre Namen, ihre Lage; 2. aktualisierte u. ergänzte Auflage; Schmidt-Römhild, Lübeck 2019; ISBN 978-3-7950-5252-2
Archiv der Hansestadt Lübeck, Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck:
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