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    Olaf Pokorny Samstag, 11. August 2018, 13:22 Uhr │ Lübecks Gänge und Höfe
    (zuletzt geändert am 20. November 2020, 22:20 Uhr)

    Gänge und Höfe · Stadtrundgang · Jakobi Quartier · Torwege · Langer Lohberg · Langs Thorweg · Kohpeis Thorweg · Lübeck

    Auf den ersten Blick sieht Langs Thorweg nicht gerade wie ein „richtiger“ Gang aus. Aber warum ist das so und wieso hat die Tur­muhr von St. Jakobi nur einen einzigen Zeiger?

    Stadtplan: Lübeck, Langer Lohberg 22-24

    Lübeck, Langer Lohberg 22-24
    Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL.

    Schon für die Zeit vor 1347 wird als Eigen­tümer von Langs Thorweg der Gerber Johan van Osen­brucge (Osen­brugge?) genannt, dem auch das Haus im Langen Lohberg 20 gehörte [1]. Bis zu zwölf Buden hat es hier einst gegeben, jedoch schwankte die Zahl im Laufe der Zeit, je nachdem wer Eigen­tümer war, wie viele Be­hausungen dieser vermieten wollte und welche Umbau­maßnahmen statt­gefunden haben. Ursprüng­lich gehörten die Buden zum Anwesen König­straße 5, in dem heute die Gesell­schaft zur Beförderung gemein­nütziger Tätig­keit unter­gebracht ist, später dann zur König­straße 9, dem heutigen Museum Behn­haus Dräger­haus.

    Foto: Langs Thorweg, Langer Lohberg 22-24

    Langs Thorweg, Langer Lohberg 22-24
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Einen Namen erhielt der Gang erst am Ende des 18. Jahr­hunderts, als der Kauf­mann Wohlert Conrad Kohpeis das Grund­stück erwarb. Bis 1799 nannte man ihn deswegen auch „Kohpeis Thorweg“, seit­her kennt man ihn unter dem Namen „Langs Thorweg“, benannt nach Friedrich Lang, dem Schwieger­sohn und Erben W. C. Kohpeis‘. Dessen Witwe verkaufte 1843 und bis 1864 ging die Anzahl der Buden bis auf fünf zurück. Seit dem grund­legenden Umbau im Zuge der Errichtung eines Lehrer­seminars Anfang des 19. Jahr­hunderts, der heutigen Berend Schröder Schule, ist der Weg auch komplett offen und zeigt sein heutiges Bild [2].

    Foto: Langs Thorweg, Langer Lohberg 22-24

    Langs Thorweg, Langer Lohberg 22-24
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Läuft man am Ende des Weges nach rechts, um die Berend Schröder Schule herum, zeigt sich ein schöner Blick auf die Jakobi­kirche. Dem aufmerk­samen Beob­achter dürfte nicht ent­gangen sein, dass die Turm­uhr dieser Kirche nur einen einzigen Zeiger besitzt und da drängt sich förmlich die Frage auf, was denn wohl mit dem anderen Zeiger passiert sein könnte?

    Zunächst sei erwähnt, dass die Jakobi­kirche die einzige Kirche der Lübecker Alt­stadt ist, die heute über­haupt noch eine Turm­uhr vorzu­weisen hat. Zwar gab es eine erste Turm­uhr bereits 1405 an der Marien­kirche und auch St. Petri zierte einst eine solche Uhr, doch hat man letztere Anfang des 20. Jahr­hunderts abgebaut, mit der Begründung, dass sich inzwischen auch in jedem ärmeren Haus­halt eine Uhr befände. Dieser Begründung wäre fast auch die Uhr an St. Jakobi zum Opfer gefallen, doch hat man sich letztlich, wohl Kosten und Aufwand des Abbaus in St. Petri vor Augen, dazu entschlossen, die Uhr einfach nur außer Betrieb zu nehmen. So stand sie dann auch ein Jahr­hundert lang still. Finanziert durch eine Spenden-Aktion des Lions-Clubs wurde sie 1989 gründlich saniert und mit einem elek­trischen Aufzug versehen, sodass sie seither wieder brav die Zeit anzeigt.

    Bleibt aber immer noch zu klären, warum die Uhr nur einen Zeiger hat. Auf dem Foto oben etwas schwer zu erkennen, befindet sich an allen vier Seiten des Kirch­turms ein Ziffern­blatt. Allein diese vier Zeiger gleich­zeitig zu bewegen, erfordert schon eine ausge­klügelte und aufwändige Mechanik. Ein zusätzlicher Minuten­zeiger an jeder Seite würde den Aufwand enorm vergrößern. Zudem kam es in früheren Zeiten nie so genau auf die exakte Uhr­zeit an und mit nur einem einzigen Zeiger konnte man auch schon von Weitem die Uhr­zeit hinreichend genau ablesen [3].


    Literatur

    Archiv der Hanse­stadt Lübeck, Bau- und Archi­tektur­geschichte, Stadt­entwick­lung in Lübeck:

    [1] Dokument AL.01: Landschafts… bis Langer Lohberg 1‑47

    [2] Lübeck zur Zeit unserer Groß­eltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge; Prof. W. L. von Lütgen­dorff, Lübeck 1936; S. 108

    [3] Lübecker Geheimnisse – 50 spannende Geschichten aus der Hansestadt; Eva-Maria Bast, Heike Thissen; Bast Medien GmbH, Überlingen; ISBN: 978-3-946581-25-3; 1. Aufl. 2017, S. 112 ff

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    2 Kommentare zu „Langs Thor­weg“

    Die folgenden Kommentare geben ausschließlich die persönlichen Gedanken, Meinungen und Ansichten der Kommentierenden wider.

    1. Michele Matera
      Samstag, 4. März 2023, 13:08 Uhr

      Hallo Herr Pokorny,

      gerne stöbere ich in Ihrem Blog und stoße dabei auf viele interessante Details.
      Wie jetzt z. B. auf den Hinweis, dass St. Marien früher einmal mit einer Turmuhr ausgestattet war. Ich hatte bisher immer anderslautende Aussagen darüber gehört. Könnten Sie mir dazu Ihre genaue Quelle nennen?

      Vielen Dank und beste Grüße!

      Antworten
      • Olaf Pokorny
        Donnerstag, 9. März 2023, 18:30 Uhr

        Hallo Frau Matera,

        diese Info habe ich aus dem Buch „Lübecker Geheimnisse“, Geheimnis 32: Turmuhr, auf Seite 113. Das ist zwar keine primäre Quelle, aber für den Artikel hat mir das vorerst gereicht. Sicher gibt es noch fundiertere Belege, die ich bestimmt auch noch mal aufspüren werde.

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