Struß‘ Thorweg
In der Großen Burgstraße Nr. 51 versteckt sich der Ausgang von Struß‘ Thorweg. Der eigentliche Eingang befindet sich am unteren Ende in der Rosenstraße Nr. 14. Wenn man sich dort den Eingang anschaut, weiß man auch, weshalb dieser Gang „Thorweg“ heißt.
Kaum zu glauben, aber schon vor über einem Jahr, am 18. April 2017, habe ich mit „Römisches Reich und Brandes Hof“ den ersten Artikel dieser Serie veröffentlicht. Inzwischen ist über die Hälfte aller Gänge und Höfe geschafft, aber ein paar echte Highlights warten auch noch auf ihre Entdeckung!
Zurück zu Struß‘ Thorweg. In der Großen Burgstraße befindet sich, wie gesagt, zwar ein Durchgang, dieser führt jedoch eigentlich nur zum Integrationscenter des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Arbeiterwohlfahrt. Da dieser Gang des Nachts wohl auch durch ein Tor verschlossen ist, zäumen wir das Pferd also lieber von hinten auf und beginnen am eigentlichen Eingang in der Rosenstraße 14.
Die urkundliche Ersterwähnung stammt aus der Zeit zwischen 1563 und 1594, als ein gewisser Jasper Kron Eigentümer dieses Anwesens war. Der „Gang“ hieß daher zunächst auch „Kronsgang“. Später nannte man ihn „Grapengeter-Gang“ und bis 1780 „Gäthens Gang“ [1]. Jasper Kron wohnte in der Großen Burgstraße Nr. 47. Bereits vom 14. bis ins 17. Jahrhundert gehörte dieser Thorweg tatsächlich auch zu jenem Grundstück in der Großen Burgstraße [2] [3].
Im 18. Jahrhundert bis 1885 befand sich hier in Nr. 47 das Wirtshaus „Die Linde“, bzw. „Die große Linde“ („Zur großen Linde“?) und in Nr. 49 „Die kleine Linde“. Die Verbindung zur Rosenstraße bestand weiterhin. Der hintere Grundstücksteil von Nr. 49 wurde 1876 an Hausnummer 51 übertragen. Ende des 18. Jahrhunderts fand eine Neubebauung statt, Struß‘ Thorweg war von da an nur noch von der Rosenstraße aus zugänglich [2] [3].
Der Name „Struß‘ Thorweg“ stammt erst aus dem Jahr 1792, als der Gastwirt Christoph (oder Christian?) Hinrich Struß Eigentümer der Rosenstraße Nr. 14 wurde. Vielleicht auch schon aus dem Jahr 1778, als er den erwähnten Gasthof „Zur großen Linde“ übernahm [1] [2] [3].
Eine kleine, aber nette Anekdote weiß Prof. Lütgendorff in seinem Werk „Lübeck zur Zeit unserer Großeltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge“ auch noch zu berichten: Einige Bewohner „verlachten gern die abergläubische Witwe des Klostervogts August Lorenz Richter, die, als ein Kind im Hofe starb, einer Frau dringend abriet, ihre Wäsche aufzuhängen, so lange die Leiche im Hause sei, denn während der Zeit ‚ward se nich drög‘. Die Sonne schien warm vom Himmel, die Wäsche flatterte im Winde und die Klostervogtin schüttelte den Kopf und sagte ‚Se warrn dat je belewen!‘ Die Wäsche war schon beinahe trocken, da überzog sich der Himmel mit schwarzen Wolken, es blitzte und donnerte und eine Sündflut ging nieder und verwandelte sich schließlich in einen ausgiebigen Landregen. Vom bergan steigenden Hof liefen ganze Bäche zum breiten Tor hinaus auf die Straße und hochbefriedigt darüber rief die alte Witwe Richter dem unter dem Tor schutzsuchenden Hermann Rohde aus Evers Gang zu: ‚kiken Se de Wäsch an! Heff ik nich seggt, dat se nich drög ward!'“ [1]
[1] Lübeck zur Zeit unserer Großeltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge; Prof. W. L. von Lütgendorff, Lübeck 1936; S. 118 f
Archiv der Hansestadt Lübeck, Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck:
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