Schwolls Thorweg
Schräg gegenüber von Schmütz‘ Gang, in der Glockengießerstraße Nr. 52, befindet sich Schwolls Thorweg. Der breite Zugang erklärt, warum dieser Gang „Thorweg“ heißt, wie er zu seinem „Vornamen“ gekommen ist, ist eine andere Geschichte…
Im Jahr 1306 verkaufte der damalige Ratsherr Johannes Clendenst (Klendenst) das noch unbebaute Grundstück an Johannes Schonewolt (Johan van Schonevolt?). Drei Häuser wurden darauf zunächst errichtet, doch erst Mitte des 15. Jahrhunderts werden erstmals Buden im Hof erwähnt, als nämlich das Gericht 1461 eines der Häuser der Tochter des Lambert Broling zuspricht [1]. Ob dieser Lambert Broling mit Johann Broling, einem wichtigen Financier des wohl berühmtesten Lübecker Wahrzeichens, des mittleren Holstentores sowie Namenspatron von Brolingplatz und Brolingstraße in St. Lorenz-Nord, verwandt war, habe ich bisher nicht herausgefunden. Da beide etwa gleichzeitig lebten, könnten es durchaus Brüder gewesen sein.
Lambert Brolings besagte Tochter Geseke heiratete 1466 den späteren Ratsherrn Brun(o) Bruskow, dessen Sohn Hans das Anwesen 1522 Paul Treptow hinterließ. In der Folgezeit wechselten die Besitzer recht häufig, bis 1790 der Zimmerermeister Johann Jochim Schwoll das Haus mit sechs Buden erwarb und zum Namensgeber wurde [1]. 1805 erbte sein Sohn Joachim Conrad Schwoll das Anwesen, der uns bereits in Schmütz‘ Gang über den Weg gelaufen ist und auch dessen Sohn erbte später die Glockengießerstraße 52.
Erst 1872 kaufte der Malermeister Friedrich Heinrich Felsmann das Grundstück von den Schwoll-Erben, ließ die noch vorhandenen Gangbuden um 1875 abreißen und linksseitig den einheitlichen, zweigeschossigen Ziegelbau neu errichten, den man heute noch vorfindet [1].
[1] Lübeck zur Zeit unserer Großeltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge; Prof. W. L. von Lütgendorff, Lübeck 1936; S. 105
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