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    Olaf Pokorny Dienstag, 12. September 2017, 12:01 Uhr │ Lübecks Gänge und Höfe
    (zuletzt geändert am 20. November 2020, 21:47 Uhr)

    Lübeck · Gänge und Höfe · Stadtrundgang · Kleine Petersgrube · St. Jürgen-Gang · Marien Quartier

    Laufen wir die Depenau weiter hoch und dann nach links, erreichen wir über die Kleine Kiesau und den Kolk, vorbei am Theater­Figuren­Museum, die Kleine Peters­grube. Gleich auf der rechten Seite, in Haus­nummer 4, liegt der St. Jürgen-Gang, der um 1658 „Pocken­gang“ genannt wurde.

    Stadtplan: Lübeck, Kleine Petersgrube 4

    Lübeck, Kleine Peters­grube 4
    Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL.

    St. Jürgen, die nord­deutsche Bezeichnug von St. Georg, begegnet einem recht häufig in Lübeck und Trave­münde. Nicht nur, dass ein ganzer Stadt­teil und diverse Straßen und Plätze nach ihm benannt wurden, es existieren auch zahlreiche Statuen und andere Kunst­werke im ganzen Stadt­gebiet, die sich mit seiner Person und seiner Helden­tat befassen.

    So kann man z. B. in der Katharinen­kriche die vielleicht größte St. Jürgen-Gruppe bewundern, aber auch im Museums­quartier St. Annen gibt es eine kleinere Variante zu sehen. Wer den Besuch des Museum scheut, findet an der Fassade des ehe­maligen Restaurants „Hieronymus“, in der Fleisch­hauer­straße 81, zumindest einen Drachen und eine Jungfrau… und damit ist auch schon klar, worum es hier geht.

    Bekannt wurde St. Jürgen als Drachen­töter, der den furcht­baren „Roggen­buk“ zur Strecke brachte. Der Roggen­buk war ein Wasser­mann, der in der Trave-Mündung sein Unwesen trieb und mit seinem Harfen­spiel willenlose Opfer in die Fluten lockte, tötete und sich aus ihren Knochen seine Harfe baute. Zu allem Über­fluss konnte er sich auch noch in einen Drachen verwandeln. Weil aber bald kein Handels­schiff mehr hier anlegen wollte und sich die Fischer auch nicht mehr hinaus auf die See trauten, um ihre Netze auszu­werfen, kam man irgend­wann mit dem Roggen­buk überein, die Menschen in Ruhe zu lassen, wenn ihm einmal im Jahr, am Johannis­tag, eine besonders schöne Jung­frau geopfert wurde. Eines Tages, als wieder einmal eine Jung­frau geopfert werden sollte, sah dies der Ritter St. Jürgen, stürmte heran und stieß dem Wasser­mann, der die Gestalt eines Drachen ange­nommen hatte, sein Schwert ins Herz. Der Drache stürzte ins Wasser und wurde zu Stein.

    Wer des Platt­deutschen halbwegs mächtig ist, findet auf plattpartu.de eine ausführliche Version der Geschichte vom Roggenbuk [1].

    Der Über­lieferung nach forderte St. Jürgen von den Fischern als Dank für seine Mühen die Errichtung eines Siechen­hauses, ein Armen­haus, das bis heute in Trave­münde steht und der Siechen­bucht ihren Namen gab.

    Foto: St. Jürgen-Gang, Kleine Petersgrube 4

    St. Jürgen-Gang, Kleine Peters­grube 4
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Wie nun aber dieser Gang zu seinem Namen kam, ist leider nicht ganz so eindeutig. Wie schon erwähnt, wurde er im 17. Jahr­hundert zeitweise „Pocken­gang“ genannt, als sein bisheriger Eigen­tümer, ein gewisser Steffen Hoff­mann, sich vom Pocken­haus Geld lieh, dies nicht zurück­zahlen konnte und deshalb den Gang an die Vorsteher des Pocken­hauses abtreten musste. Vielleicht fand der Name seinen Ursprung im Eigen­tümer von 1585: Hans Jürgens. Die erste urkundliche Erwähnung stammt jeden­falls aus diesem Jahr und auch die Inschrift über dem Tor verweist auf diese Zeit, genauer gesagt auf das Jahr 1587. Der Text dieser Inschrift lautet „Whar dine Tunge mit flit Un truwe Godt, De segen et alle tidt“ [2].

    Im Laufe der Zeit könnte aus dem Jürgens Gang möglicher­weise der St. Jürgen-Gang geworden sein. Vielleicht war der Name „Pocken­gang“ den Menschen aber auch irgend­wann einfach zu suspekt und in Ermangelung einer Alter­native widmete man diesen Gang dem Drachen­töter.


    Literatur

    [1] Platt partu: Sagen ut Noord­düütsch­land: Roggen­buk, de Woter­keerl

    Archiv der Hanse­stadt Lübeck, Bau- und Architektur­geschichte, Stadt­entwicklung in Lübeck:

    [2] Dokument AK.03: Kleine Gröpel­grube 1–32 bis Klein­häuser

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