Weimanns Hof, Grubes Hof
und Lülcks Gang
Da es heute mal wieder nur Außenansichten zu sehen gibt, fasse ich die letzten drei Gänge und Höfe der Großen Kiesau in einem einzigen Artikel zusammen. Das ist eigentlich auch gut so, denn die Namensgebung dieser leider verschlossenen Plätze erklärt sich erst richtig im Zusammenhang.
Hinter Hausnummer 8 verbirgt sich Weimanns Hof. Schon 1519 wird als Eigentümer der Ratsherr Heinrich (Hinrich) Gruter erwähnt. Welchen Namen dieser Gang bzw. Hof zu dieser Zeit hatte, ist jedoch nicht überliefert. Vielleicht Gruters Gang? Tatsächlich finden sich Namen wie Möllers Gang oder bei der urkundlichen Ersterwähnung von 1601: Meiers Gang. Keine besonders seltenen oder ungewöhnlichen Namen also, die eine Zuordnung zu einer bestimmten Person erleichtern würden. Erst für die Zeit nach 1815 ist der Name Falck(s) Gang bekannt, nach dessen Eigentümer Johann Christian Falck [1]. Wann, wieso und weshalb dieser Gang in Weimanns Hof umbenannt wurde und ob es sich möglicherweise um einen Stiftshof handelte, verbirgt sich ebenfalls im Dunkel der Geschichte.
Grubes Hof in Nr. 16 findet bereits 1391 eine Erwähnung, als die Witwe von Nicolaus von Buren den Gang erbt. Der Name Grubes Hof ist jedoch erst auf Johann Christian Hinrich Grube zurückzuführen, der nach 1860 Eigentümer war [1]. Auch hier ist nicht ersichtlich, ob dieser Hof ein Stiftshof war. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass dieser Gang bis 1811 einem August Barthold Lülcks gehörte und im Anschluss daran, von 1811 bis 1853, Lülcks Gang hieß, so wie der Gang heute in Nr. 20. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass im 17. Jahrhundert die Grundstücke 14, 16 und 18 zusammengehörten und um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert das Haus Nr. 20 mit dessen Seitenflügel hinzu kam. Andere bekannte Namen von Grubes Hof waren Bärengang und bei der urkundlichen Ersterwähnung 1601 Stockfisches Gang.
Die Namensherkunft von Lülcks Gang in Hausnummer 20 haben wir ja bereits über die Verbindung zu Grubes Hof und dessen einstigen Besitzer geklärt. Lediglich die Hausnummer 422 auf dem Schild über dem Eingang gibt Rätsel auf. Es dürfte sich hierbei um die Hausnummer ab dem Jahr 1820 handeln. Allerdings gehörte die Nummer 422 zur heutigen Hausnummer 21 auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Warum sie also auf diesem Schild prangt, ist mir nicht so ganz klar. Im 15. Jahrhundert bestand eine Verbindung zwischen dem Grundstück Lülcks Gang und An der Untertrave Nr. 54‑57. Auch für das 17. Jahrhundert wird diese Pertinenz zur Untertrave noch erwähnt. Das ist aber immer noch keine Erklärung für diese Hausnummer, denn die Grundstücke an der Untertrave besaßen die Nummern 479‑482. Am Rande sei noch erwähnt, dass die urkundliche Ersterwähnung von 1601 diesen Gang unter dem Namen „Jungen Gang“ verzeichnet.
Archiv der Hansestadt Lübeck, Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck:
[1] Dokument AG.06: Große Gröpelgrube 1‑63, Große Kiesau 1‑48
Hallo,
Zum Weimanns Hof: Der Falcks Gang, ab 1856 Möllers Hof, wurde im jahre 1872 zum Weimanns Hof, benannt nach Johann Hinrich Weimann, der ca. 1854 hier einzog. Johann, der im Hafen sein Geld verdiente, und seine Frau zogen in Bude 1 eine neunköpfige Familie groß und kauften später ihr Hofhaus. 1857 kam hier mein Urgroßvater Daniel Weimann zur Welt.
Mit besten Grüßen
Henning Wulff
Vielen Dank für Ihren sehr aufschlussreichen Hinweis, Herr Wulff. Geschichte aus erster Hand ist doch immer noch die Beste aller Quellen.