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  • Lesson 1: Listen and Repeat

    Olaf Pokorny Mittwoch, 30. Dezember 2020, 19:16 Uhr │ Lübecks Gänge und Höfe
    (zuletzt geändert am 4. Mai 2021, 11:53 Uhr)

    Lübeck · Gänge und Höfe · Stadtrundgang · Jakobi Quartier · Glockengießerstraße · Glandorps Gang · Glandorps Hof

    Als kleinen Aus­blick auf einen der schönsten Lübecker Stifts­höfe, gibt es zum Ab­schluss dieses denk­würdigen und unver­gess­lichen Jahres heute noch mal etwas zum Schmuzeln.

    Wer offenen Auges über die Lübecker Alt­stadt­insel wandelt, wird früher oder später unweiger­lich über die ein oder andere dieser dunkel­braunen Hinweis­tafeln stol­pern, die an (fast?) allen geschichts­trächtigen Bau­werken ange­bracht sind. Und davon gibt es ja so einige. Da Lübeck eine welt­offene Stadt ist, die selbst­verständ­lich nicht nur des Marzipans wegen Menschen aus allen Konti­nenten anlockt, hat man keine Kosten und Mühen gescheut, diese Hinweis­tafeln nicht nur auf Deutsch, sondern, für die lieben Gäste, auch in englischer Sprache anfertigen zu lassen. Blöd nur, wenn man dann mit dem Anbringen dieser Tafeln jemanden beauf­tragt, der dieser Form der Kommuni­kation offen­sicht­lich nicht gewachsen ist. Zumindest bei Glan­dorps Gang und Glan­dorps Hof in der Glocken­gießer­straße ist hier einiges durch­ein­ander geraten, wie auf den beiden folgenden Beweis­fotos deutlich zu erkennen ist:

    Foto: Glandorps Hof, Glockengießerstraße 45-53

    Glan­dorps Hof, Glocken­gießer­straße 45-53
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Foto: Glandorps Gang, Glockengießerstraße 41-43

    Glan­dorps Gang, Glocken­gießer­straße 41-43
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Der Blick in ein Deutsch-Englisches Wörter­buch bringt es ans Licht: „Hof“ = court­yard und Gang bzw. „schmale Gasse“ = alley­way. Äußerst bemerkens­wert in diesem Zusammen­hang finde ich übrigens die Tatsache, dass unter dem Begriff „Hof“ bei leo.org auch die Über­setzung „corona“ zu finden ist… und dabei hatte ich mir doch so fest vorge­nommen, dieses Wort hier nicht zu erwähnen! (In der Astro­nomie bezeichnet man mit „Korona“ übrigens den durch Wolken ent­stehenden Licht­hof um einen Himmels­körper, wie den Mond).

    Damit die Ver­wechs­lung der Schilder deut­lich wird und weil der Text auf den kleinen Fotos oben nicht so gut zu ent­ziffern ist, hier die exakten Wort­laute und die korrekte Zuord­nung der vier Tafeln:

    Glan­dorps Hof
    Glan­dorps Court­yard

    Gest. 1612 durch den Rats­herrn Johann Glan­dorp. Ältes­ter der größe­ren Stif­tungs­höfe in Lübeck. Das Vor­der­haus aus der Grün­dungs­zeit als langes Trau­fen­haus mit ge­trep­pten Zwerch­gie­beln aus­ge­bil­det. Stif­tungs­in­schrift und Stif­ter­wap­pen über den Durch­gang. Trau­fen­haus­flü­gel im Hof mit Wap­pen von 1609, 1872-84 teil­wei­se er­neu­ert. 1975/77 zu Wohn­zweck­en durch­ge­baut.
    Foun­ded in 1612 by the mer­chant and coun­cil­lor Jo­seph Glan­dorp. The oldest among the larger court­yards of the chari­ties in Lü­beck. The front house from the time of the foun­da­tion as long streched house with stepped ga­bles. Above the en­trance to the main buil­ding hangs a richly de­co­ra­ted tab­let bearing the charity’s in­scrip­tion and the fami­ly crest. Winged buil­ding in the cour­tyard with crest from 1609, partly re­no­va­ted be­tween 1872 and 1884. Cre­ation of apart­ments from 1975 to 1977.

     

    Glan­dorps Gang
    Glan­dorps Alley­way

    Gestif­tet 1612 als Armen­gang zu­sam­men mit dem be­nach­bar­ten Hof. 1887 das Vor­der­haus er­neu­ert, da­bei das um 1640 ent­stan­de­ne Stif­ter­wap­pen in den Neu­bau über­nom­men. Der lang­ge­streck­te Gang ein­sei­tig mit ein­ge­schos­sigen Bu­den, die sich an die Ge­bäu­de des Ho­fes leh­nen, be­baut. 1975/77 im In­ner­en mo­der­ni­siert.
    Foun­ded in 1612 als alms­house to­gether with the ad­join­ing court­yard. Re­no­va­tion of the front house in 1887. In the long alley­way single-storied hou­ses so called „alley shacks“ were built. Mo­der­ni­sa­tion of the in­teri­ors from 1975 to 1977.

     
    Ange­sichts der er­schreckend vielen Recht­schreib- und Grammatik­fehler drängt sich der Ver­dacht auf, die Drucke­rei von Johann Bal­horn dem Jüngeren war an der Her­stellung der Schilder beteiligt! Viel­leicht möchte man aber auch nur die Auf­merksam­keit der Besucher­innen und Besucher auf die Probe stellen und so für ein ganz beson­deres Erleb­nis sorgen. Immer­hin bleiben solche uner­warteten Fehler besser in Erinne­rung, als die Inhalte der Texte. Ich habe aller­dings noch nicht heraus­gefunden, ob man etwas gewinnen kann, wenn man die Fehler erkannt hat…

    Im nächsten Artikel wird sich also alles um die Geschichte von Glan­dorps Gang und Hof sowie Ilhorns Armen­haus drehen, das sich eben­falls hinter der Fassade von Glocken­gießer­straße 39 bis 53 verbirgt. Guten Rutsch!

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    4 Kommentare zu „Lesson 1: Listen and Repeat“

    Die folgenden Kommentare geben ausschließlich die persönlichen Gedanken, Meinungen und Ansichten der Kommentierenden wider.

    1. Axel Schattschneider
      Dienstag, 13. April 2021, 17:48 Uhr

      Witzige Anekdote und ein gutes Beispiel!

      Antworten
    2. Axel Schattschneider
      Donnerstag, 11. März 2021, 17:22 Uhr

      Ach noch ein kleiner Nachtrag: Es ist bei Olaf von der Druckerei des Johann Balhorn dem Jüngeren zu lesen. Von ihm resultiert auch der Begriff des Verballhornens.

      Antworten
      • Olaf Pokorny
        Samstag, 13. März 2021, 15:58 Uhr

        Ganz genau! In dem oben verlinkten Artikel auf wikipedia.de im Abschnitt „Leben“ des Johann Balhorn findet sich eine – zugegebenermaßen recht kurze – Erklärung dazu. Im Auftrag des Rates sollte Herr Balhorn eine hochdeutsche Version des Lübschen Rechts drucken. Als Drucker war es allerdings nicht seine Aufgabe, das Werk auf Fehler zu überprüfen. Und so druckte er, was ihm geliefert wurde. Da aber auf dem Werk nachher nur der Name des Druckers genannt wurde, nicht aber die der Urheber, hat sich im Laufe der Zeit diese Redewendung etabliert, als Synonym für eine allgemeine Verschlimmbesserung.

        Solche Absurditäten halten sich aber durchaus bis in die heutige Zeit. Eine Bekannte von mir hat mal bei einer Tageszeitung im Korrektorat gearbeitet. (Ok, das gibt es heute wahrscheinlich auch nicht mehr…). Eines Tages bekam sie eine Traueranzeige zur Korrektur in die Hände. Auf Nachfrage bei ihrem Vorgesetzten wurde ihr verbindlich gesagt, sie dürfe lediglich Rechtschreibfehler korrigieren, jedoch keine inhaltlichen Änderungen vornehmen. In der veröffentlichten Anzeige stand folglich so etwas wie:

        „Die Trauerfeier findet am Mittwoch um 14 Uhr auf dem Hauptbahnhof statt.“

        Immerhin bekam so wenigstens der Ausdruck „die letzte Reise“ noch einen Sinn…

    3. Axel Schattschneider
      Donnerstag, 31. Dezember 2020, 16:21 Uhr

      Olaf Pokorny ist nicht nur ein toller Fotograf. Er hat auch einen super Blog über die Lübecker Gänge und Höfe. Einfach lesenswert. Dieses „Schilder“-Memory ist mir bisher nicht aufgefallen.
      Wer sich direkt ins lebendige Mittelalter mitnehmen lassen möchte, klickt einfach auf den unteren Link « Eine Reise ins lebendige Mittel­alter /
      Hier seht Ihr, was Euch bei einer Tour mit mir erwartet.
      Ich freue mich auf Sie/Euch
      Ihr
      etwas anderer Stadtführer
      Axel Schattschneider

      Antworten

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